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Nachts auf dem Friedhof

11.07.2000

Die Sichel des Mondes von Wolken zerrissen,
der Rotbuche Blätter zittern im Wind,
die Grabsteine stehen wie dunkle Kulissen,
kein einziger Laut diese Stille durchdringt.

Geheimnisvolle Wolkenfetzen
in des Mondes bleichem Licht,
die Konturen sich vernetzen,
und ich sehe IHR Gesicht.

Wohlig' Wärme mich durchströmt,
das Herz schlägt bis zur Kehle mir,
bin mit dem Schicksal fast versöhnt,
weiß, daß sie noch immer hier.

Doch die Wolken ziehen fort,
weg die Illusion, der Schein,
ich steh' an diesem tristen Ort,
wieder traurig und allein.

Nur die Blätter dieser Buche
zittern noch wie meine Knie',
dort wo ich ihre Seele suche,
und irgendwann, da find' ich sie.

Mag sein, daß es erst dann so weit,
wenn ich einst Teil bin dieser Stille,
auch ich vom Irdischen befreit,
gelöst die Seele von der Hülle.

Die Blätter rascheln jetzt ganz leise,
wie eine Stimme zart und fein,
sie sagen mir auf ihre Weise:
"Ja, genau so wird es sein!”