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Die Gigos

Wir sind im dritten Jahrtausend nach Christi Geburt. Die Erde wird von den Gigos beherrscht, furchterregende Wesen, die durchschnittlich zehn Meter groß sind. Sie züchten Menschen in engen Käfigen, weil sie deren Haut zur Herstellung ihrer Kleidung verwenden. Um das wertvolle Produkt nicht zu beschädigen, werden die Menschen im Alter von etwa zwanzig Jahren, wenn die Haut die optimale Güte hat, mit Knüppeln erschlagen. Aus Rationalisierungsgründen verzichtet man manchmal auf diesen Arbeitsgang und zieht ihnen die Haut bei lebendigem Leibe ab.

Besonders starke Menschen werden zu Kampfmenschen ausgebildet und werden in einem vier mal vier Meter großem Ring aufeinander losgelassen. Diese Menschenkämpfe bereiten den Gigos großes Vergnügen, und sie schließen auch Wetten auf den Ausgang ab, der meistens mit dem Tod eines der Kämpfer endet. Oft müssen auch die Sieger erschlagen werden, weil sie so schwer verletzt sind, daß sie für weitere Einsätze unbrauchbar geworden sind.

Frei lebende Menschen werden im Frühjahr zu zig-tausenden in engmaschigen Netzen gefangen und ihnen die Zunge herausgerissen, weil Menschenzungen für die Gigos als Leckerbissen gelten.

Als ganz besondere Spezialität gilt Menschenleber. Die zur Produktion gehaltenen Menschen werden mehrmals täglich mittels eines Rohres, das ihnen durch den Mund bis in den Magen geschoben wird, mit Spezialnahrung gefüttert. Sie nennen dies Stopfen. Die Leber bekommt dadurch schnell genug die gewünschte Größe und Konsistenz.

In manchen Restaurants kann der Gast lebende Menschen ganz frisch aus dem Aquarium auswählen, die dann in der Küche in siedendes Wasser geworfen werden, wo sie in kurzer Zeit gar sind.

In chemischen Labors werden Versuchsmenschen gehalten, um neue Medikamente und Kosmetika auf ihre Verträglichkeit und Nebenwirkungen zu testen. Pro Jahr werden ungefähr drei Millionen Versuchsmenschen verbraucht.

Manche Menschen erfreuen sich als sogenannte Hausmenschen großer Beliebtheit. Ihnen geht es verhältnismäßig gut. Sie werden gestreichelt und gefüttert. Nur selten wird einer von bösen Gigo-Kindern gequält oder von neugierigen aufgeschnitten.

Internationale Menschenschutzbünde fordern schon lange artgerechte Haltung und Behandlung der Menschen, stoßen aber allerorten auf taube Ohren. So ist kein Ende des Leidens der Kreatur unter den Gigos abzusehen.