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Der alte Mann

Nur langsam setzt er Fuß vor Fuß,
erwidert müde jeden Gruß,
zur Bank im Park lenkt er die Schritte,
zum Weiher in des Parkes Mitte.
Kinder spielen in der Nähe,
und - als ob er's wirklich sähe -
er als kleiner Bub dazwischen,
Traum und Wirklichkeit verwischen.
Oh glücksel'ge Jugendzeit,
unbeschwert und stets bereit,
was hat er alles angestellt,
offen war die ganze Welt.
Dann kam der Krieg, der Spaß vorbei,
fast noch ein Kind, in der Slowakei,
in vorderster Front das Sterben gesehen,
die Seele kaputt, die Gedanken verwehen.
Immer noch spielen die Kinder und toben,
da sieht er sich wieder am Watzmann hoch droben,
mit Frau und mit Kind und mit Ski und mit Schlitten,
als die Lawine ihr Leben zerschnitten.
Frau und Kind tot, ihn hat man gefunden,
den Schock hat er nie mehr so richtig verwunden.
Der Schmerz ging vorbei, die Erinnerung bleibt,
ihn häufig in Depressionen treibt.
Immer noch spielen die Kinder und lachen,
er ist sich nicht sicher, was soll er nur machen?
Morgen bringen sie ihn in ein Heim,
soll das sein Lebensabend sein?
Die Kinder sind weg, die Sonne geht unter,
er geht jetzt ganz langsam zum Weiher hinunter,
erreicht nun das Ufer, doch bleibt er nicht steh'n,
Erinnerung bleibt, die Schmerzen vergeh'n.